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WOW-EFFEKT FÜR SPEZIALFOLIEN

Irina Golub fährt täglich über die Straßen Brandenburgs zum ORAFOL-Stammsitz. Graue, weiße, auch mal rote oder blaue Autos kommen an ihr vorbei – und dann: ein auffälliges Glitzern in der Morgensonne. Irina Golub weiß sofort, was sie da sieht: eine ORACAL® 970RA Folie in der Sparkling-Variante Citrus Fury. „Wow, das sah super aus – und ich habe mich gefreut, ein von mir mitentwickeltes Produkt im Alltag zu sehen!“ Denn Irina Golub ist R&D Scientist im Bereich Graphic Solutions bei ORAFOL. Diese Abteilung entwickelt Folienrezepturen, aus denen dann die ORACAL® 970RA Folien entstehen, mit denen Fahrzeuge aller Art verschönert und gebrandet werden. 

IM RAHMEN DER FESPA 2025 WURDEN DREI NEUE FARBEN VORGESTELLT: SPARKLING CITRUS FURY, SPARKLING RIVIERA RUSH UND SPARKLING TURBO TURQUOISE IN MATTEM FINISH.

Neue Farbtrends und die Wissenschaft hinter gegossenen Folien

Neue Farben und Effekte gibt es jedes Jahr – 2024 waren es acht glitzernde Metallic-Folien in glänzendem Finish, wie das Sparkling Citrus Fury. Christian Wigbers, R&D Manager Cast und Kollege von Irina Golub erklärt: „Dieses Jahr, zur FESPA im Mai 2025, haben wir unsere neuen Farben in einem matten Finish präsentiert.“ 

Mehrschichtig gegossene Folien, wie die ORACAL® 970RA zu entwickeln, ist ein hochtechnologischer Prozess, an dem bei ORAFOL viele Expertinnen und Experten wie Irina Golub und Christian Wigbers arbeiten. Jede Schicht hat ihre eigene Rezeptur und ist genau aufeinander abgestimmt um Langlebigkeit, visuelles Erscheinungsbild und gute Verarbeitbarkeit in hoher Qualität zu gewährleisten. Neben den Grundrezepturen spielt auch die Wahl der richtigen Pigmente eine große Rolle.

Car Wrapping Folien - Materialien, Effekte, Anwendungen

Pigment

Pigment

Das Pigment ist der farbgebende Grundstoff der Folie in Pulverform und die Basis jeder Farbe. ORAFOL bezieht Pigmente von diversen Herstellern und verarbeitet diese zu Pasten, um einen einheitlichen Farbort zu erhalten und das Einfärben der Folie zu erleichtern. Ein Farbort ist in der Farbmetrik und Farbtechnik der präzise Ort einer bestimmten Farbe innerhalb eines Farbraums. Er wird meist als Punkt mit klar definierten Koordinaten beschrieben und repräsentiert eine eindeutig messbare Farbnuance.

Effektpigment

Effektpigment

Es gibt Effekte, die mit normalen, farbigen Pigmenten nicht erzeugt werden können – Glitzern zum Beispiel. Dafür kommen Effektpigmente zum Einsatz, die durch ihre Struktur und Lichtbrechung optische Effekte beim Betrachter erzeugen. Silberfarbenes Glitzern wird häufig mit Aluminiumplättchen erzeugt, rotes Glitzern kann zum Beispiel durch eine dünne Eisenoxidbeschichtung des Plättchens realisiert werden.

Grundrezeptur

Grundrezeptur

Das Organosol, die Grundlage zur Herstellung der Folien, besteht aus feinen PVC-Partikeln, die In Lösemittel und Weichmacher dispergiert sind. Je nach gewünschten Folieneigenschaften kann die Rezeptur stark variieren und beinhaltet zusätzlich verschiedene Additive, um zum Beispiel eine lange Haltbarkeit zu gewährleisten. Vor der Weiterverarbeitung wird das Organosol eingefärbt.

Folie

Folie

Das flüssige Organosol wird auf ein Trägermaterial gegossen. Durch Wärme kommt es zur Gelierung und es verdampfen die Lösemittel, zurück bleibt die Folie aus flexiblem Kunststoff.

Effektfolien

Effektfolien

ORAFOL hat einige Folien mit Effekten im Sortiment, zum Beispiel Metallic (Glitzern) oder mit sogenanntem Chamäleon-Effekt (dabei wechselt die Farbe je nach Betrachtungswinkel). Effektfolien werden oft mehrlagig gegossen, nur so können bestimmte Effekte sowie eine Tiefenwirkung erzeugt werden.

Car Wrapping/Fahrzeugvollverklebung

Car Wrapping/Fahrzeugvollverklebung

ORACAL® 970RA Folien sind speziell für die Vollverklebung von Autos entwickelt. Durch den speziellen Herstellungsprozess lassen sich Effektpigmente gleichmäßig in der Folie anordnen, wodurch sie besser als in aufgesprühtem Lack zur Geltung kommen können. Es werden meist weniger Effektpigmente als beim Sprühen benötigt – und die Folie kann jederzeit rückstandsfrei abgezogen werden.

IRINA GOLUB UND CHRISTIAN WIGBERS BEI DER BEURTEILUNG EINES NEUEN FARBMUSTERS IM LABOR.

Vom Pigment zur Folie

Bevor es auf die Produktionsanlagen geht, kommen die Pigmente in die Grundrezeptur. Die bezieht ORAFOL von spezialisierten Herstellern. Um zu testen, wie gut sie sich für eine neue Folie eignen, arbeiten Irina Golub und die Kollegen diese im Labor in ein Organosol ein. Die Farbpigmente werden hierfür zuerst zu einer Pigmentpaste verarbeitet und vermahlen. Effektpigmente können meist einfach eingerührt werden. Aus dem eingefärbten Organosol stellen die Chemikerinnen und Chemiker des Bereichs Forschung & Entwicklung das erste Folienmuster in A4-Größe her und untersuchen es genau. Wie verhält sich die Farbe? Ist der Farbeindruck wie gewünscht? Sitzt jedes Pigment an der richtigen Stelle? Bei Folien mit Effektpigmenten ist das besonders wichtig. Damit das Farbspiel von Effektpigmenten mit Chamäleon-Effekt perfekt zur Geltung kommt, müssen die Pigmentplättchen homogen verteilt horizontal in der Folie „liegen“ – eine besondere Herausforderung.

AUCH IN WUSTROW AN DER OSTSEE UNTERHÄLT ORAFOL EINE BEWITTERUNGSSTATION.

Der Härtetest für Premium-Qualität

Wenn das Folienmuster überzeugt, wird es einem Härtetest unterzogen. Schließlich soll das fertige Produkt später an Autos über viele Jahre unterschiedlichsten Wetterbedingungen standhalten. Um die ORAFOL-Qualität zu sichern, wird das Muster „bewittert“, also in einer Testkammer mehrere Monate lang intensiver UV-Strahlung, Feuchtigkeit und Temperaturwechseln ausgesetzt. Nur Pigmente, die hier bestehen, kommen überhaupt für eine Serie infrage. Das ist übrigens auch der Vorteil des engen Kontakts zwischen dem Bereich F&E und den Pigment-Lieferanten: ORAFOL prüft schon vor der offiziellen Markteinführung, ob sich die Pigmente für neue Folien eignen könnten. „Unsere Lieferanten wissen von unseren strengen Tests und Experimentierfreudigkeit mit neuen Farben und Effekten. Da hilft uns das über Jahre gewachsene Vertrauen ineinander.“, erklärt Christian Wigbers.

SO ENTSTEHT EIN FOLIENMUSTER. WAS IM LABOR FUNKTIONIERT, WIRD IN DER PRODUKTION OPTIMIERT.

Ein Folien-Muster wird produktionsreif

Bevor eine neue Folie in Serie geht, werden der Vertrieb und das Marketing miteinbezogen. Nicht jede neue Entwicklung landet auch automatisch im Sortiment – sie muss Kunden mit ihrer Ästhetik überzeugen und ins Portfolio von ORAFOL passen. Nach der Freigabe geht es zum ersten Mal an die große Maschine. Das sogenannte „Upscaling“ vom Labor in die echte Produktion ist ein wichtiger Schritt im Prozess, erklärt Irina Golub: „Was im Labor funktioniert, muss in der Produktion oft optimiert werden. Deswegen arbeiten wir eng mit dem Team der Qualitätssicherung zusammen, die die Folien laufend untersuchen.“ Wenn alles passt, technisch und optisch alle beteiligten Teams den Daumen heben, darf die Folie zur neuen Serie erklärt werden.

DER NAME FÜR EINE NEUE FARBE ENTSTEHT IM TEAM.

Folien mit Wow-Effekt

Für die Serie der mehrschichtig gegossenen Hochleistungs-PVC-Folie ORACAL® 970RA Premium Wrapping Cast wurden in diesem Jahr die Farben Sparkling Citrus Fury, Sparkling Riviera Rush und Sparkling Turbo Turquoise in einem matten Finish vorgestellt. Woher kommen eigentlich die Namen? „Das ist eine klare Teamleistung“, sagt Irina Golub. Christian Wigbers ergänzt: „Wir frühstücken oft zusammen. Da legen wir das Folienmuster in die Mitte und werfen unsere Namensideen in die Runde. Auch unsere Kollegen von ORAFOL Americas sind fester Bestandteil des kreativen Prozesses. So entstehen Namen, die international überzeugen.“ Irina Golub wird sicher noch öfter eine ORACAL® 970RA Folie außerhalb ihrer Arbeit begegnen – und vielleicht schauen Sie beim nächsten glitzernden Auto ja auch genauer hin und erkennen die Hightech hinter dem Effekt.

„Damit das Glitzern in einer Effektpigmetfolie perfekt und einheitlich zur Geltung kommt, müssen die einzelnen Teilchen in gleichen Abständen waagrecht in der Folie ‚liegen‘ – eine besondere Herausforderung.“

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