Vom DDR-Betrieb zum Global-Player
Verstaatlichung von Betrieben in der DDR
In der DDR gerieten Familienunternehmen wie die Richard Wibelitz KG unter Druck. „Seit Anfang der 1950er Jahre wurde die Privatwirtschaft mit einem kaum durchschaubaren Gestrüpp an Reglementierungen (…) überzogen.“¹ Als ein Ergebnis ihrer Benachteiligung sank die Zahl privater Unternehmen in der DDR seit dieser Zeit – sie wanderten ab oder stellten ihren Betrieb ein. Eine Vielzahl wurde gezwungen verstaatlicht. Die Farbenwerkstatt Wibelitz wurde im Jahr 1957 teilverstaatlicht und ändert ihren Namen in Hannalin KG.
Im Jahr 1972 dann wurden nahezu alle noch ganz oder teils privat geführten Unternehmen in der DDR verstaatlicht. „Auch sollten alle Familiennamen in den Firmenbezeichnungen verschwinden.“² Die Hannalin KG wurde in diesem Jahr daher zu einem 100%igen Staatsunternehmen mit dem Namen VEB Spezialfarben Oranienburg.
Exzellente Naturwissenschaft: Die Wiege unserer Lösungen
Diesen widrigen Umständen zum Trotz – das Schlaglicht im Unternehmen lag und liegt immer auf exzellenter Naturwissenschaft, was sich auch an den historischen Meilensteinen der Produktentwicklung ablesen lässt: In den 1960er Jahren entwickelte die Hannalin KG die ersten selbstklebenden Reflexfolien für Verkehrsschilder unter dem Markennamen MIKROLUX. 1976 produzierte der VEB Spezialfarben die ersten selbstklebenden Farbfolien. 1986 entwickelte ein Team um den damaligen technischen Leiter, Dr. Holger Loclair, eine neuartige schrumpffähige, hitzeaktivierbare Folie für den Flugzeugmodellbau.
Aufbruch: ORAFOL erarbeitet sich einen Namen im Markt
Die Zeit, das Unternehmen in private Hände zu nehmen, drängte. Da Bürger der DDR weder privat die Mittel für solche Firmenübernahmen besitzen konnten noch Banken Kredite an sie vergaben, musste ein Investor gefunden werden: Dr. Loclair überzeugte daher den bayrischen Unternehmer Claus Schmidbaur von seinen Produkten und holte ihn als Investor an Bord. Damit war ORAFOLs Weg in die Marktwirtschaft frei und das kleine Team um den Geschäftsführer Dr. Loclair startete 1990 optimistisch und mutig als ORAFOL Klebetechnik GmbH.
Schon damals stand bei ORAFOL im Vordergrund, was das Unternehmen bis heute auszeichnet – technologische Höchstleistungen und vertrauensvolle Partnerschaften auf Augenhöhe mit langjährigen Geschäftspartnern, die die Zukunft des aufstrebenden Unternehmens entscheiden mitprägten:
Bereits 1988 hatte Dr. Loclair zur Erweiterung der Produktion eine Beschichtungsmaschine bei einem Hamburger Maschinenbau-Unternehmen gekauft. Dies hatte entscheidenden Anteil daran, dass die Produktion in diesen Tagen reibungslos weiterging und sich nach der deutschen Wiedervereinigung so erfolgreich weiterentwickeln konnte. Auch dank der Partnerschaft mit dem Maschinenbauer konnte ORAFOL auf die sich ständig verändernden Marktbedingungen stets schnell eingehen und technologischen erfolgreich wachsen. Die erfolgreiche Zusammenarbeit besteht bis zum heutigen Tage und ist eine Grundlage für das „German Engineering“ von ORAFOL, das wir heute weltweit auch bei unseren Töchtern etabliert haben.
ORAFOLs Erfolgsgeheimnis: „Engineered for Excellence“
Heute ist ORAFOL ein weltweit agierendes Unternehmen mit einem Umsatz von 883 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2024. Mit 17 Tochtergesellschaften ist die inhabergeführte Gruppe in Europa, in Nord- und Südamerika, in Australien, Neuseeland sowie in Asien und Afrika präsent. Produktionsstandorte befinden sich in Deutschland, Irland den USA, China und Mexiko. Weltweit sind fast 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Marke ORAFOL im Einsatz, 1.300 von ihnen am Stammsitz in Oranienburg.
Dr. Holger Loclair verfolgt bis heute eine klare Philosophie und er betont: "Unabhängigkeit ist eines der wichtigsten Momente für mich, weil sie einem Gestaltungsmöglichkeiten gibt, die man sonst nicht hat."
Dies und die technologisch getriebene Innovationskraft bleiben auch in Zukunft die Triebfedern für die Entwicklung von ORAFOL.