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Vom DDR-Betrieb zum Global-Player

Luftaufnahme des ORAFOL-Standorts in Oranienburg. Auf dem weitläufigen Firmengelände sind Produktionshallen und Verwaltungsgebäude zu sehen.
In Oranienburg ist ORAFOL zu Hause – und steuert von hier aus 17 Tochtergesellschaften und 30 Standorte auf der ganzen Welt.

ORAFOL: Mit Optimismus und Disziplin gewachsen

ORAFOL ist das größte industrielle Familienunternehmen in Ostdeutschland. Der Weg vom DDR-Betrieb zum Global-Player, war selten eben, doch immer geprägt von Mut, Technologie und einer klaren Vision für die Zukunft.

 

Eine lächelnde ORAFOL-Labormitarbeiterin träufelt leuchtend blaue Farbpaste in eine Petrischale. Sie trägt Laborkittel und Schutzbrille.
Heute wieder Farbpigmente in Inhouse-Produktion: Mit einer Farbenwerkstatt nahm auch die Geschichte von ORAFOL 1808 ihren Anfang.

Die Wurzeln von ORAFOL reichen zurück bis in das Jahr 1808. Als exklusiver Hersteller von Poststempelfarben für das Königreich Preußen legte Richard Wibelitz vor über 200 Jahren einen Grundstein für die Herstellung chemischer Produkte in Oranienburg.

Im Laufe eines Jahrhunderts entwickelte sich die Wibelitz-Farbenwerkstatt in Berlin zu einem renommierten Hersteller von Farben und Lacken. Ein richtungsweisender Schritt folgte 1919: Man gab den Berliner Standort auf und das Unternehmen siedelte sich im brandenburgischen Oranienburg an.

Verstaatlichung von Betrieben in der DDR

In der DDR gerieten Familienunternehmen wie die Richard Wibelitz KG unter Druck. „Seit Anfang der 1950er Jahre wurde die Privatwirtschaft mit einem kaum durchschaubaren Gestrüpp an Reglementierungen (…) überzogen.“¹ Als ein Ergebnis ihrer Benachteiligung sank die Zahl privater Unternehmen in der DDR seit dieser Zeit – sie wanderten ab oder stellten ihren Betrieb ein. Eine Vielzahl wurde gezwungen verstaatlicht. Die Farbenwerkstatt Wibelitz wurde im Jahr 1957 teilverstaatlicht und ändert ihren Namen in Hannalin KG.

Im Jahr 1972 dann wurden nahezu alle noch ganz oder teils privat geführten Unternehmen in der DDR verstaatlicht. „Auch sollten alle Familiennamen in den Firmenbezeichnungen verschwinden.“² Die Hannalin KG wurde in diesem Jahr daher zu einem 100%igen Staatsunternehmen mit dem Namen VEB Spezialfarben Oranienburg.

1 Industrielle Familienunternehmen in Ostdeutschland: Von der Jahrhundertwende bis zur Gegenwart. Stiftung Familienunternehmen. Dr. Rainer Karlsch, PD Dr. Michael Schäfer. S. 59.
2 Ebd. S. 68.

Exzellente Naturwissenschaft: Die Wiege unserer Lösungen

Diesen widrigen Umständen zum Trotz – das Schlaglicht im Unternehmen lag und liegt immer auf exzellenter Naturwissenschaft, was sich auch an den historischen Meilensteinen der Produktentwicklung ablesen lässt: In den 1960er Jahren entwickelte die Hannalin KG die ersten selbstklebenden Reflexfolien für Verkehrsschilder unter dem Markennamen MIKROLUX. 1976 produzierte der VEB Spezialfarben die ersten selbstklebenden Farbfolien. 1986 entwickelte ein Team um den damaligen technischen Leiter, Dr. Holger Loclair, eine neuartige schrumpffähige, hitzeaktivierbare Folie für den Flugzeugmodellbau.

Eine Produktionsstraße in einer langen Halle. Die Maschinen produzieren eine blaue und eine rote Farbfolie.
Hochtechnologie mit langer Tradition: ORAFOL investiert seit mehr als 30 Jahren in die industrielle Produktion von selbstklebende Spezialfolien.
Führte ORAFOL auf den heutigen Kurs der Unabhängigkeit: Dr. Holger Loclair entwickelte den DDR-Betrieb, den er seit 1987 leitet, zu einem weltweit aktiven Familienunternehmen.

Unser Wert Persönlichkeit: Dr. Holger Loclair führt ORAFOL seit 1987

Nach dem Studium der Chemie an der Bergakademie in Freiberg startete Dr. Holger Loclair 1977 als Mitarbeiter in der Forschung und Entwicklung des VEB Spezialfarben in Oranienburg. In den folgenden zehn Jahren gestaltete und entwickelte er die Produkte, deren Herstellung und ihren Vertrieb ehrgeizig mit. Ein großer Teil dieser Produkte wurde in den Westen exportiert. Ab 1987 wurde ihm die Verantwortung für die Leitung des Werkes übertragen. Ein Glücksfall.

Schwarz-Weiß-Foto eines weißen Trabants. Die Motorhaube ist mit einer reflektierenden Folie mit der Aufschrift “mikrolux“ beklebt.
Ingenieurskunst und Erfindergeist zu Zeiten der DDR: Ein Trabant beklebt mit der MIKROLUX Reflexfolie der Hannalin KG.

Mut und Technologie: ORAFOL wird ein Familienunternehmen

Die entscheidende Wegmarke für ORAFOL nahm Dr. Holger Loclair mit der deutschen Wiedervereinigung: In den turbulenten Zeiten des Umbruchs kämpfte er entschlossen für den Fortbestand des Unternehmens. Noch vor der Auflösung des Kombinates, zu dem der VEB Spezialfarben gehörte, setzte Dr. Loclair alles daran, das Wissen und den Standort in der Oranienburger Krebststraße zu erhalten.

Sein Durchsetzungsvermögen zahlte sich aus, als er trotz eingefrorener finanzieller Reserven der DDR-Außenhandelsbank schließlich einen Überbrückungskredit in Höhe von zwei Millionen D-Mark sicherte, der das Unternehmen vorerst vor dem Aus bewahrte.

Aufbruch: ORAFOL erarbeitet sich einen Namen im Markt

Die Zeit, das Unternehmen in private Hände zu nehmen, drängte. Da Bürger der DDR weder privat die Mittel für solche Firmenübernahmen besitzen konnten noch Banken Kredite an sie vergaben, musste ein Investor gefunden werden: Dr. Loclair überzeugte daher den bayrischen Unternehmer Claus Schmidbaur von seinen Produkten und holte ihn als Investor an Bord. Damit war ORAFOLs Weg in die Marktwirtschaft frei und das kleine Team um den Geschäftsführer Dr. Loclair startete 1990 optimistisch und mutig als ORAFOL Klebetechnik GmbH. 

Schon damals stand bei ORAFOL im Vordergrund, was das Unternehmen bis heute auszeichnet – technologische Höchstleistungen und vertrauensvolle Partnerschaften auf Augenhöhe mit langjährigen Geschäftspartnern, die die Zukunft des aufstrebenden Unternehmens entscheiden mitprägten:

Bereits 1988 hatte Dr. Loclair zur Erweiterung der Produktion eine Beschichtungsmaschine bei einem Hamburger Maschinenbau-Unternehmen gekauft. Dies hatte entscheidenden Anteil daran, dass die Produktion in diesen Tagen reibungslos weiterging und sich nach der deutschen Wiedervereinigung so erfolgreich weiterentwickeln konnte. Auch dank der Partnerschaft mit dem Maschinenbauer konnte ORAFOL auf die sich ständig verändernden Marktbedingungen stets schnell eingehen und technologischen erfolgreich wachsen. Die erfolgreiche Zusammenarbeit besteht bis zum heutigen Tage und ist eine Grundlage für das „German Engineering“ von ORAFOL, das wir heute weltweit auch bei unseren Töchtern etabliert haben.

ORAFOL Americas in Wallingford, CT: Einer der sechs Produktionsstandorte von ORAFOL in den USA

ORAFOLs Erfolgsgeheimnis: „Engineered for Excellence“

Heute ist ORAFOL ein weltweit agierendes Unternehmen mit einem Umsatz von 883 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2024. Mit 17 Tochtergesellschaften ist die inhabergeführte Gruppe in Europa, in Nord- und Südamerika, in Australien, Neuseeland sowie in Asien und Afrika präsent. Produktionsstandorte befinden sich in Deutschland, Irland den USA, China und Mexiko. Weltweit sind fast 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Marke ORAFOL im Einsatz, 1.300 von ihnen am Stammsitz in Oranienburg.

Dr. Holger Loclair verfolgt bis heute eine klare Philosophie und er betont: "Unabhängigkeit ist eines der wichtigsten Momente für mich, weil sie einem Gestaltungsmöglichkeiten gibt, die man sonst nicht hat."

Dies und die technologisch getriebene Innovationskraft bleiben auch in Zukunft die Triebfedern für die Entwicklung von ORAFOL.

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